Schülervorstellungen zum Thema Honigbiene: Erhebung und Erstellung eines reliablen Kategoriensystems
Schülervorstellungen zum Thema Honigbiene: Erhebung und Erstellung eines reliablen Kategoriensystems
Autorin: Lisa Kacher
Betreuer: Roland Biernacki
Schüler und Schülerinnen (SuS) kommen nicht ohne Präkonzepte in den Unterricht, sondern bringen Vorstellungen über viele verschiedene Themen mit. Häufig stimmen diese Vorstellungen nicht mit den als wissenschaftlich korrekt angesehenen Konzepten überein. Deshalb ist in vielen Fällen ein Conceptual Change notwendig. SuS sind jedoch häufig nicht in der Lage, ihre alte Vorstellung einfach gegen das wissenschaftliche Konzept auszutauschen. Obwohl Schülervorstellungen und Conceptual Change sehr wichtige Aspekte in der Forschung der Biologiedidaktik darstellen, gibt es immer noch einige wichtige Themen, für welche noch keine Schülervorstellungen ermittelt wurden.
Ziel dieser Arbeit war es, Schülervorstellungen zu verschiedenen Teilaspekten rund um das Thema Honigbiene zu ermitteln und daraus ein valides und reliables Kategoriensystem zu erstellen, da für dieses schüler- und gesellschaftsrelevante Thema bisher keinerlei derartige Bestrebungen gemacht wurden. Hierfür wurden die Vorstellungen zur Honigproduktion, zur Wachsproduktion, zum Wachsnutzen und zur Kommunikation zwischen Bienen von mehr als 260 SuS der 8. Klasse aus sechs unterschiedlichen bayerischen Gymnasien mit einem speziell konzipierten Fragebogen erfasst. Mit Hilfe der Methodik der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring wurde daraus ein Kategoriensystem erstellt, dessen Reliabilität unter anderem mit Hilfe der Durchführung einer Intra- und Interraterreliabilität durch Cohen’s Kappa ermittelt wurde.
Die Ergebnisse bestätigen die Beobachtungen, dass SuS mit sehr unterschiedlichen Vorstellungen in den Unterricht kommen. Bei allen Fragen wurden mehr als 20 Kategorien ermittelt, welche für sich jeweils zu circa zehn übergeordneten Vorstellungsklassen verdichtet werden konnten, wobei jeweils zwei bis drei dieser Vorstellungsklassen den Großteil der Vorstellungen abdeckte. Eine dieser übergeordneten Vorstellungsklassen konnte fragenübergreifend festgestellt werden und deckte insofern einen diffusen Artifizialismus auf, als dass ein beträchtlicher Anteil der befragten SuS der Meinung ist, dass Honig und Bienenwachs menschgemachte Produkte sind und Wachs lediglich einen menschlichen Nutzen hat. Die Ermittlung der Intra- und Interraterreliabilität bestätigte die Reliabilität der Kategoriensysteme und ermöglichte die Verwendung der Ergebnisse für eine weiterführende Studie durch Roland Biernack, in welcher der Conceptual Change näher untersucht wurde. Es muss jedoch beachtet werden, dass die ermittelten Vorstellungen zur Kommunikation zwischen Bienen aufgrund fachlicher Komplexität und organisatorischer Probleme nicht eindeutig interpretiert werden konnten.
Diese Zulassungsarbeit, als Teil einer größer angelegten Studie über Schülervorstellungen und Conceptual Change, kann für Lehramtsstudenten der Biologie, Forscher der Biologiedidaktik und insbesondere für Biologielehrkräfte von großem Interesse sein.