Rüttger, Bildungsangebot Biosphärenreservat Rhön
Über Stock und Stein - Konzeption und Durchführung eines non-formalen Bildungsangebots für Kinder und Jugendliche im Biosphärenreservat Rhön
Autorin: Elisa Rüttger
betreut von: Dr. Joachim Schneider
Kernstück dieser Arbeit ist die Konzeption und Durchführung eines non-formalen Bildungsangebotes für Kinder und Jugendliche. Konkret handelt es sich dabei um einen Survival-Tag, welcher im Juni 2022 im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön stattgefunden hat. Hierbei sollte die Natur mithilfe von Survival-Elementen, wie dem Sammeln von Nahrung, der Herstellung überlebenswichtiger Güter sowie der Orientierung in freier Wildbahn, erfahrbar gemacht werden. Die Jugend-Naturbewusstseinsstudie 2020 hat gezeigt, dass Jugendliche während der Corona-Pandemie häufiger die Natur aufgesucht haben, als in der Zeit vor der Krise (Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit [BMU], 2020). Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist das veränderte Verhalten auf fehlende Alternativen zurückzuführen, wodurch der Gang in die Natur eine der wenigen Alternativen zum sonst tristen Alltag in den eigenen vier Wänden bot. Ob bewusst oder unbewusst, das Aufhalten an der frischen Luft hat positiven Einfluss auf die körperliche und seelische Gesundheit eines Menschen. Denn Aktivitäten in der Natur sind wichtig für das eigene Wohlbefinden. So kann Natur beispielsweise eine Erholungsfunktion haben (Gebhard, 2020). Deshalb sollten Erfahrungen in der Natur, auch nach der Pandemie, Teil des Alltags von Kindern und Jugendlichen sein. Der Survival-Tag bietet solche Erfahrungen. Ein ganzer Tag in der Natur mit vielen Aktivitäten rund um das Thema „Leben in der Wildnis“ ist mit Spaß, Lernerlebnissen und dem Kontakt mit der Natur verbunden. Der Aktionstag fand in Kooperation mit dem Naturerlebniszentrum Rhön statt, welches eine neue Bildungs- und Forschungseinrichtung des Biosphärenreservats Rhön ist. Eines der Ziele eines Biosphärenreservats ist eine hochwertige Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) (Biosphärenreservat Rhön, 2022a). Mit BNE soll kein striktes Vorgehen in Bezug auf nachhaltiges Handeln vermittelt werden. Es soll Raum geben, damit Kompetenzen im Bereich Erkennen, Bewerten und Handeln erworben werden können (Schreiber & Siege, 2016). Eine fundierte Möglichkeit, Einflussfaktoren auf umweltverträgliches Handeln zu beschreiben, gibt das Umwelthandlungskompetenzmodell nach Roczen et al. (2010). Das Strukturmodell stellt Einflussfaktoren auf diese Kompetenz dar. Dabei sind nicht nur Wissen über Umweltthemen und Handlungsmöglichkeiten mitbestimmend für das eigentliche Handeln, sondern auch die Verbundenheit zur Natur (Roczen et al., 2010). Studien lassen darauf schließen, dass diese Verbundenheit durch positive Erlebnisse in der Natur gestärkt werden kann (Gropengießer et al., 2020). Durch verschiedene Instrumente kann sie auch gemessen werden. Eines dieser Instrumente ist der INS nach Schultz 2002. Eine erweiterte Version davon (Kleespies et al., 2021) ist am Survival-Tag vor und nach der Umsetzung durchgeführt worden. Die Ergebnisse zeigen eine Steigung der Naturverbundenheit im Laufe des Tages. Allerdings ist dieses Ergebnis durch die niedrige Anzahl der Befragten und der Tatsache, da die Teilnehmenden bereits zuvor eine hohe Naturverbundenheit aufgewiesen haben, nur eingeschränkt zu beurteilen. Weiterhin sind in Anlehnung an die Jugend-Naturbewusstseinsstudie 2020 Fragen zur Assoziation und der individuellen Zeit in der Natur gestellt worden. Nach dem Aktionstag verbinden die Kinder neue, teilweise erfahrungsbedingte Begriffe mit der Natur. Es werden auch viele Adjektive genannt. Zum Zeitpunkt der Befragung verbringen die Teilnehmenden, ihrer subjektiven Einschätzung nach, mehr Zeit außerhalb ihrer Wohnstätte als vor oder während der Pandemie.