Die Vereinbarkeit von Instruktion und Konstruktion
Die Vereinbarkeit von Instruktion und Konstruktion - Taxonomische Kategorisierung lehr-lern-prozesstheoretischer Konzepte und ein effektivitätsbasierter Vergleich von Freiem und Geführtem Lernen an Stationen am außerschulischen Lernort Wildpark
Autor: Laura Neudecker
Dozentin: Sabine Glaab
Alle pädagogisch-didaktischen Bemühungen des Lehrens verfolgen in schulischen Kontexten das gemeinsame Ziel, Lernprozesse bei den Schülerinnen und Schülern auszulösen. Dabei ist das Lehren in einen unterrichtsmethodischen Zusammenhang eingebettet, dessen Maxime in der Vergangenheit häufig als antinomisches Spannungsverhältnis von Instruktion und Konstruktion dargestellt wurde. Deshalb wird in der vorliegenden Arbeit die Möglichkeit der Vereinbarkeit von Instruktion und Konstruktion diskutiert.
Es werden ausgehend von einem aktuell gültigen Lernbegriff die gleichsam historisch und aktuell bedeutsamen Lerntheorien Behaviorismus, Kognitivismus und Konstruktivismus hinsichtlich ihrer Grundannahmen sowie neurobiologischen Grundlagen definiert und kategorisiert. Aufbauend auf lerntheoretischen Überlegungen wird der Lehrbegriff definitorisch abgegrenzt und unterschiedliche Lehr-Lern-Modelle, deren Fundamente in den verschiedenen Lerntheorien aufzufinden sind, werden mittels einer systematischen Recherche an Fachliteratur zusammengestellt. Daran schließt sich die Definition der ausgewählten Unterrichtsmethoden Freies Lernen an Stationen und Geführtes Lernen an Stationen an, die in einem Methodenvergleich der Fachgruppe Didaktik Biologie der Julius-Maximilians-Universität Würzburg am außerschulischen Lernort Wildpark Einsatz fanden. Gemeinsam mit den vorgestellten Lerntheorien, den aufgeführten Lehr-Lern-Modellen und präzisierten Unterrichtsmethoden wird eine Taxonomie lehr-lern-prozesstheoretischer Konzepte entlang eines Kontinuums zwischen Instruktion und Konstruktion erstellt.
Um Erkenntnisse hinsichtlich des Einflusses der Unterrichtsmethoden Freies Lernen an Stationen und Geführtes Lernen an Stationen auf den Wissenszuwachs von Schülerinnen und Schülern der dritten Jahrgangsstufe zum Thema Wildkatze am außerschulischen Lernort Wildpark zu erlangen, werden die von Glaab (2016) ausgewerteten Ergebnisse der vergleichenden Studie diskutiert. Dabei zeigen die Kinder, die am Geführten Lernen an Stationen partizipierten, im Vergleich von einem Vortest zu einem Nachtest, einen signifikant höheren Wissenszuwachs als die Schülerinnen und Schüler der freien Führungsform. In einem sechs bis acht Wochen nach der Intervention durchgeführten Behaltenstest gleichen sich die Leistungen der Schülerinnen und Schüler der unterschiedlichen Unterrichtsmethoden wieder weitestgehend. Verschiedene Erklärungsansätze und weitere mögliche Einflussvariablen werden erörtert.