Das Bibermanagement in Bayern
"Das Bibermanagement in Bayern" - Konzeption von Lehrtafeln, Hands-On-Exponaten und digitalen Unterrichtseinheiten am außerschulischen Lernort Wildpark Klaushof
Autorin: Marina Schmidt
Betreuer: Dr. Thomas Heyne
Rund 100 Jahre lang, nämlich von 1867 bis 1966 war der europäische Biber (Castor fiber) in Bayern ausgestorben. Wenngleich die Ausrottung dieses ökologisch sehr wertvollen Tieres fast ausschließlich auf den Menschen zurückzuführen ist, so leitete dieser doch Mitte des 20. Jahrhunderts mit Hilfe des Bund Naturschutzes und des damals zuständigen Landwirtschaftsministeriums die Wiedereinbürgerung des Bibers in Bayern ein. Seit dieser Zeit haben sich die anpassungsfähigen Tiere sehr rasch vermehrt und ihre bevorzugten Lebensräume großflächig wieder besiedelt. Durch ihre einzigartige Baukunst schaffen sie es wie kein anderes Lebewesen, Lebensräume für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten zu erschaffen und zur Renaturierung der Gewässer beizutragen – eine Leistung, die gewürdigt werden sollte. Doch nicht alle Menschen sind dem Biber gegenüber positiv eingestellt: Da sich die Tiere nicht an Grundstücksgrenzen halten, sehen vor allem Land-, Forst- und Teichwirte die Nager als Schädling an, die der menschlichen Landnutzung in die Quere kommen und finanzielle Schäden verursachen können. Um diese Konflikte aus dem Weg zu räumen oder sie bestenfalls erst gar nicht aufkommen zu lassen, wurde in den 1990er Jahren das Bayerische Bibermanagement ins Leben gerufen. Ziel dieses Projektes, welches auf vier Säulen basiert, ist es, einen Ausgleich zwischen den Ansprüchen und Interessen von Mensch und Biber zu schaffen, Konflikten vorzubeugen und die Akzeptanz des Bibers in der Gesellschaft zu fördern.
Obwohl das Bayerische Bibermanagement viel auf Öffentlichkeitsarbeit setzt, um den Menschen grundlegende Informationen über die Biologie und die Lebensweise des Bibers sowie über seine Leistungen zu vermitteln, ist in der Praxis immer wieder festzustellen, dass das Wissen über dieses Tier in der Gesellschaft tatsächlich nur sehr gering ausgeprägt ist. Mit dem Bau eines Bibergeheges mit integriertem Lehrpfad im Wildpark Klaushof in Bad Kissingen bis Mitte 2016 soll dem entgegengewirkt werden: Dem Besucher wird ein direkter Kontakt zu dem Tier ermöglicht und er wird unter anderem über die Biologie, die Lebenswelt und die Geschichte des Bibers informiert, sowie über seine ökologischen Leistungen und das Zusammenleben mit dem Menschen. Im Rahmen dieses Vorhabens behandelt diese Zulassungsarbeit das Thema Bayerisches Bibermanagement, welches als Partnerarbeit zusammen mit Kristina Kreß erarbeitet wurde. Aufgabe des Bibermanagement-Lehrpfades, der das Ziel der Umweltbildung nach heutigem Verständnis verfolgt, ist es, dem Besucher aufzuzeigen, dass ein fast konfliktfreies Miteinander von Mensch und Biber erwünscht und – mit Hilfe des Bayerischen Bibermanagements – auch durchaus möglich ist.
Der Besucher wird mit der Thematik wie folgt vertraut gemacht: Mit Hilfe zweier Präsentationstafeln (Ebene 1) informiert er sich über die Aufgabenbereiche des Bayerischen Bibermanagements und über geeignete Lösungsvorschläge bei Konfliktsituationen. Das erlangte Wissen kann dann bei drei unterschiedlichen Hands-on-Exponaten (Ebene 2) angewandt und veranschaulicht werden. Ebene 3 besteht aus einer Prezi-Präsentation, die für Tablet-PCs und speziell für Schulklassen konzipiert wurde und die einzelne Aspekte des Bayerischen Bibermanagements tiefgreifender behandelt.
Diese Zulassungsarbeit gliedert sich in einen fachwissenschaftlichen, einen fachdidaktischen und einen methodischen Teil. Im fachwissenschaftlichen Teil werden sowohl Nutzen als auch Schaden des Bibers durch seine Lebensweise behandelt, sowie die Notwendigkeit eines Bibermanagements in Bayern und dessen Aufgaben. Des Weiteren wird auf die Inhalte der vier Säulen des Bayerischen Bibermanagements eingegangen und erklärt, wie diese zu einem konfliktarmen Zusammenleben von Mensch und Biber führen. Der fachdidaktische Teil der Arbeit beschäftigt sich mit den Anforderungen für die Konzipierung von Texten für Tafelbilder, Schulbücher und Arbeitsblätter und erläutert, inwieweit diese auf den beiden Informationstafeln der Ebene 1 umgesetzt wurden. Im methodischen Teil werden zum einen die Rahmenbedingungen für den Bau des Lehrpfades im Wildpark Klaushof dargelegt und die Projektträger erwähnt. Zum anderen werden die Lehrplanrelevanz und die Zielsetzungen des Pfades erläutert und zudem der methodisch-didaktische Aufbau der Ebenen 1 und 3 des Projektes erklärt und begründet.